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Meine Eviszeration

Verfasst: Mi 7. Aug 2024, 21:19
von Luu3003
Hallo ihr lieben,

ich hatte ja schon mal unter einem anderen Beitrag über meine Story geschrieben.
Nochmal short: mit 16 hat mir jemand eine kaputte Flasche ins Gesicht geworfen und mein linkes Auge wurde durchtrennt. 16 Jahre und 13 Operationen später hatte ich am 05.07.2024 meine Eviszeration im Bundeswehrkrankenhaus Ulm.

Ich wollte mal kurz über meine Erfahrungen berichten.

Ich hatte über 2 Jahre starke schmerzen und hab ich mich wirklich mit der Entscheidung nicht leicht getan, aber es letztendlich doch durchgezogen.

Die OP hat ca. 2,5h gedauert und ist Komplikationslos verlaufen. Ich hatte zum Glück auch keine blauen Flecken - nur mein Gesicht sah natürlich aus als hätte ich einen Boxkampf verloren :D

Der erste Tag nach der Operation war super! Ich hatte 0,0 schmerzen und dachte "ach, was ein klacks" :lol: die klatsche kam dann ab dem zweiten Tag. Mein Blutdruck war permanent bei 90/50, daher war langes spazieren gehen eher nicht drin. Die schmerzen waren die Hölle und ich musste tatsächlich alle 3 Stunden nach Schmerzmittel klingeln.
Das Auge war natürlich enorm geschwollen und hat getränt ohne ende.

Montags durft ich dann nach Hause - die 3 Stunden fahrt mit dem Auto war auch nicht leicht, aber ich war froh mich zuhause regenerieren zu können. Im Krankenhaus kann ja kein Mensch schlafen :D

Nach der Operation bin ich mit Illigschale aufgewacht - sah für mich sehr merkwürdig an und hat auch schnell angefangen zu drücken. (Der Arzt erklärte mir aber, dass er die größte Schale genommen hat damit das "Auge" drunter gut heilen kann und man eine schöne große Prothese einsetzen kann) auch die Ocularistin bestätigte die perfekt gewählte große der Schale.

Die erste Woche mit meinem roten, geschwollen und tränenden Auge war meine kleine persönliche Hölle und bei jedem Blick in den Spiegel dachte ich "ne, das bin ich nicht". Ich dachte ich könnte ohne Kostüm locker bei Walking Dead mitspielen und wäre der gruseligste Zombie von allen. Kennt man ja nicht und wenn man als 16 jähriges Mädchen in der Pubertät mit einer "Verunstaltung" im Gesicht zurechtkommen muss, dann ist so ein neues Bild schon schwierig.

Bereits eine Woche nach der Operation hatte ich meinen Termin für die Prothese und es hätte nicht besser sein können! Endlich nicht mehr dieses rote Ding sehen! Natürlich hatte ich Riesen Angst. Ich hab mich natürlich 15 Jahre lange nicht mehr so gesehen, für mich war mein Aussehen nachdem Vorfall halt so wie ich war. Es war etwas besonderes und ich hab mich damit abgefunden und mich damit identifiziert.
Das ich voller Freude nach dem Einsetzen der Prothese weinen musste, hab ich nicht erwartet!
Wow! Ich sah einfach aus wie früher. Meine Familie wurde natürlich erstmal via FaceTime angerufen und ja, alle verloren freudenstränen. Ein schönes Gefühl.

Das einsetzen der Prothese und das rausholen funktioniert auch super - 5 Minuten und die Sache ist erledigt. Gib natürlich auch Tage, da brauch ich zum Einsetzen mehrere Anläufe (ist ja auch gerade mal 3 Wochen drin)

Aber ich muss auch dazu sagen, dass es nicht immer leicht ist. Die Umgewöhnung und die Akzeptanz für das Glasauge ist noch ein langer Weg mit dem man sich einfach auseinandersetzen muss, denn das es zu dem ganzen gekommen ist, ist die Schuld eines Menschen der weggelaufen ist.

Die Heilung ist noch nicht abgeschlossen und auch das dauert natürlich - war ja kein einfacherer Eingriff.

Ich hab sehr oft gelesen, dass viele nach der Operation keinerlei schmerzen mehr hatten - dies ist bei mir leider komplett anders. Der typische chronische schmerz von vorher ist zwar nicht mehr da, aber es sind schmerzen vorhanden. Es gibt Tage da leider ich von morgens bis abends, weil sich alles merkwürdig anfühlt und schmerzt. Mein niedriger Blutdruck ist natürlich keine Hilfe.

Heute war mein erster Arbeitstag und nach 7 Stunden bin ich dann auch frühzeitig gegangen, weil das Auge doch anfing wieder zu schmerzen.

Ich hoffe, dass es bald besser wird und ich endlich mein Leben ohne schmerzen leben kann.

Am 23. August bekomme ich meine nächste Prothese, denn die jetzige wird langsam zu klein.


Vielen dank noch an dieses tolle Forum - durch das lesen der ganzen Erfahrungen viel mehr der Schritt wesentlich leicht, weil man nicht mehr "alleine" war.

Liebe Grüße :)

Re: Meine Eviszeration

Verfasst: Do 3. Okt 2024, 15:36
von suennefrau
Ein toller Bericht.
L. G.
Ilona

Re: Meine Eviszeration

Verfasst: Do 3. Okt 2024, 22:52
von Luu3003
suennefrau hat geschrieben: Do 3. Okt 2024, 15:36 Ein toller Bericht.
L. G.
Ilona
Danke dir