Tagebuch einer Enukleation

Leben mit einem Glasauge, Probleme, Erfahrungen, Umgang, Pflege und Erlebnisse.
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Nachuntersuchung

Alles sehr gut! 👍 Keine Probleme. Alles sehr schön. Auch die Amniomembran sitzt gut. Die Nähte sehen gut aus. Salben von 3 mal am Tag auf jeweils nur zwei mal reduziert.

Grünes Licht für nächsten Montag: Erstes Glasauge darf kommen:-)

Duschen darf ich auch wieder. Gesicht noch nicht in den Strahl halten, keine Seife auf m Kopf verwenden, kein Schampoo. Hurra, gleich gemacht.

Habe heute Nacht dennoch eigenartig geschlafen. Mit dem neuen Konformer und ohne Schmerzmittel bin ich heute Nacht gleich mehrfach hochgeschreckt! Es fehlte etwas! Es brannte nichts, es zwackte nichts, es trocknete nichts aus. Kurz, es fühlte sich nach den letzten Jahren irgendwie irreal an. Sonst musste ich mein Auge immer geschickt ins Kissen drücken damit es gut geschlossen war. Jetzt wach geworden, weil ich einfach mal nicht auf das Auge geachtet habe sondern einfach mal gemütlich da lag. Keine Schmerzen! Juhu! Und wieder eingeschlafen!

Jetzt kann ich schlafen und dabei einfach mal eine gemütliche Haltung einnehmen!

Ansonsten: Die Lidränder sind noch ein klein wenig geschwollen und empfindlich, auf der Wange juckt es ab und an wenn Salbe oder Wundsekret herabläuft. Das fühlt sich noch nicht 100% an wie ein gesundes Auge. Aber es wird mit jedem Tag deutlich besser. Und wenn erst mal der Konformer, der ja noch nicht massgefertigt ist, durch n Glasauge ersetzt ist, so stelle ich mir gerade immer wieder vor, wie gut es sich dann noch extra oben drauf anfühlen muss. :D

Ik freu mir!!!

Lg

Oliver
Charlotte
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Charlotte »

Hi Oliver,
und ik freu mir mit dir!!!!!!
Charlotte
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Konformer wieder rausgefallen

Na sowas. Ich bin dann wohl doch Grobmotoriker, Steffi hat wohl doch recht :lol:

Gestern vor dem schlafen noch Salbe rein gemacht. Danach vorsichtig, dachte ich, etwas abgetupft. Jip… dabei wohl am Unterlied nach außen gewischt. Ihr warnt ja alle davor. Danach saß der Konformer nicht mehr richtig und es fühlte sich etwas sperrig an. Augen zu und n bisschen hin und her schauen. Half nicht. Die Unterkante schaute plötzlich übers Augenlid hervor. Hm… und einen Augenzwinkern später war er draußen. Gut das ich die Hand drunter hatte.

Gut das ich es mir in der uni habe zeigen lassen. Kurz in Schälchen mit abgekochtem Salzwasser gereinigt. Frisch gewaschene Hände. Der Konformer ist symmetrisch. Wohl für das linke und das rechte Auge tauglich. Anders als n Glasauge also ohne „Nase“.
Ab, unters Oberlid geschoben, Unterlid kurz runtergezogen und schwupps war er wieder drin.

Sauber wie er war fühlte er sich gleich viel besser an. Vor dem Reinigen war er noch mit getrocknetem Schleim verkrustet. Danach flutschte er nur so durch die Augenhöhle. Ich vermute, das er durch die Verunreinigungen eher schlechter in der Höhle saß und es fühlte sich viel weniger irritierend an als vor dem herausfallen.

So, jedenfalls war das mein erstes Mal, ein Glas in die Augenhöhle zu schieben. Easy!

Lg

Oliver
Lulettchen
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Lulettchen »

Wow, Olli großartig 🥳 Was vorher irgendwie kaum vorstellbar war, klappt, wenn man im Notfallmodus läuft. 😂 ich brauchte auch echt Überwindung. Und wenn man noch so frisch nach der OP eher in einem Splattermovie mitspielen könnte, kostet es noch mal mehr Überwindung. Also wieder mal Zeit zum Feiern,

Prost🥂

Steffi
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Hi Steffi,

Jip… splatter war’s am Anfang. Ich hätte gerne in Saw gespielt:-)

Evtl. Mal zu Karneval als Wasseraleiche gehen. Und dann ohne Glasauge drin :mrgreen:

Oder ein Glasaugenstammtisch. Und alle nehmen ihre Augen raus. Dann gehört der Laden uns :twisted:

Aber im Ernst. Ich finds nicht mehr schlimm. Evtl. auch, da mein Mann mir beim Frühstück gegenüber sitzt und genüsslich in sein Brötchen beißt. Hab ihn auch gefragt. Und er meinte nur: Es ist halt ne schwere op gewesen. Und wenn das so aussehen muss, dann ist es so. Er fände es nur schlimm, wenn er wüsste, das das so alles nicht sein soll oder etwas wirklich schlimmes wäre. Aber es ist ja alles in Ordnung, keine Gefahr und so weiß er es ein zu ordnen. Küsschen gibts aber gerade nur auf die Stirn, da es Angst hat etwas ungekonnt zu berühren und er etwas infiziert oder mir weh tut. Also: Er nimmt es echt extrem locker. Und das hilft mir gerade auch entspannt in den Spiegel zu sehen.


Was geholfen hat beim ersten Mal selber einsetzen

Ich hab es hier oft gelesen: Easy, keine Schmerzen!

Bei YouTube auch einige lockere Vögel gesehen, die zeigen wies geht und dabei auch noch dumme Witze machen!

Aber auch mein Nachfragen in der abendlichen Polyklinik, als er beim ersten mal rausgefallen ist, wie ich mir helfen kann sowie der entspannte Umgang des Arztes damit.

Und das Gefühl beim Wiederreinmachen in der Uni. War ja auch völlig problemlos.

Und nicht zuletzt ist er ja schon beim Okkularisten, am ersten Tag nach der OP, eingesetzt worden. Und da hat auch Nix weh getan.
Ich weiß noch, das ich in Erwartung von Schmerzen oder wie auch immer es sich anfühlen könne, zunächst mal die Hände um die Lehnen krallte. Völlig unnötig, wie sich schnell rausstellte.

Alles in allem also ist der Panik nach dem ersten Tag nun sehr deutliche Entspannung gefolgt.

Ich war dann heute auch mal in der Stadt unterwegs, mit Piratenklappe, um einen tollen dunkelgrünen Samtstoff zum auskleiden meiner Silberkiste, für meine zukünftige Sammlung der Glasaugen, zu kaufen. Ich hab ja braune Augen. Ich denke, das das Augenweiss auf dem dunklen Stoff einen schönen Kontrast ergibt. Und das Braun ist dann ein schöner Farbkontrast zum Racinggrün. Und wenn man die blinkende Silberkiste öffnet wird es sicher ein schöner Effekt.

Auch tränt das Auge heute wieder deutlich weniger als gestern noch. Jeden Tag wird alles immer besser. Ich bin schon so gespannt, wie es sich am Montag mit Glasauge anfühlt?! Es ist jetzt schon so viel besser als vor der Op!

Und da tritt gerade völlig in den Hintergrund, wie gut es sich mitbewegt oder nicht. Habe beschlossen mich erst mal überraschen zu lassen! Gibt ja genügend Pläne, wie ich damit umgehen kann, wenn ich es schlimm finden sollte!

Kurz, ich freu mich so auf mein neues Auge!

Lg

Olli
Lulettchen
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Lulettchen »

So ist‘s richtig. Ich glaube, man macht sich zu viele Gedanken, was andere denken könnten. Mein Gatte hat das selbe gesagt, es war eine schwere Op. Er hat nie irgendeine negative Reaktion gezeigt, wenn ich mir die Salben reingematscht habe. Das Glasauge musste ich jedes Mal rausnehmen, reinigen, Salbe drauf, Auge wieder rein. In einem Moment Zombie im nächsten wieder Wow. Ich kriege in zwei Wochen schon mein endgültiges Auge, dann hab ich auch schon zwei und kann auch am Stammtisch mit machen. Ich habe eine wundervolle runde pinkfarbene Dose mit Glitzersteinen außen, die alle beweglich sind wie in einer Schneekugel. Vielleicht pokern wir😂 Oder wir machen Halloween mal ernst😈 Aber ernsthaft, ich liebe dieses Glasauge, es fühlt sich völlig echt an, ich merke nicht, dass es eine Prothese ist. Ich mag es, wenn ich es gereinigt habe, wie schön kühl es sich anfühlt. Kein Zwicken, keine Schmerzen, kein Störgefühl. Das ist toll! Und das haben wir uns verdammt noch mal verdient 😊

LG
Steffi🌸
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Erstes Glasauge
Gestern Nachmittag war es soweit. Das erste Glasauge ist drin ,-)

Zunächst mal: Ich habe es jetzt ca. 24 Std. drin und es fühlt sich großartig an! Halt wie ein normales Auge.

Ab und an nervt es, das immer noch Salbe rein muss. Dann kleben die Augenlieder und das völlig unbeschwerte Gefühl ist etwas dahin. Aber, es ist so viiiiiiel besser als vorher... .

Und geschlafen habe ich auch sehr gut. Nix scheuert mehr, nix juckt mehr, nix brennt mehr, nix drückt mehr, kein Sandgefühl mehr im Auge!


Wer ist der Mann da?
Beim Blick in den Spiegel ist es schon merkwürdig. Ich kenne mich ja nicht mit zwei gleichen Augen. Der Anblick ist gewöhnungsbedürftig ;-)
Aber heute Morgen war es schon viel gewohnter als gestern noch. Ich denke, es ist auf seine Weise auch ganz ok so ,-)
Aber Blaugrau war auch schön ,-) Und wenn es mich völlig annerft, bekomme ich in 2 Monaten schon das nächste und das darf dann auch "hübsch" aber "blind" aussehen (Also wieder blaugrau sein, wie ich mich kenne, nur etwas aufgehübschter...

Bewegung? Nein danke...!
Tja, was soll ich sagen. Bewegen tut sich da nix... ;-) Weder links rechts noch rauf oder runter. Das Auge ist fast starr. Es wackelt nur max. 1mm mit. Schade eigentlich.
Auch wenn mein Mann meinte es bewege sich mit, naja, das war lieb gemeint. Beim Blick in den Spiegel war klar. Es war nur lieb gemeint... .

Ich habe mich aber so gefreut, das nix mehr weh tut, das ich meinte: "Wenn ich irgendwann anfange mich zu beschweren, das sich da nix mitbewegt, sag mir einfach nur, das ich mich freuen soll endlich keine Schmerzen mehr zu haben,-)

Habe dann heute mal n Video von meinem Gesicht gemacht. Augen rauf und runter sowie zur Seite. Da bewegt sich nix mit. Gestern hatte ich mich noch nicht getraut. Aber es ist leider so. Evtl. wird es besser, wenn die Bindehaut am Transplantat besser festgewachsen ist? Aber sehr viel mehr meinte der Okularist, wird es nicht werden. Schade eigentlich.


Große Augen machen?
Auch ist das neue Auge etwas zu groß. Die Augenlieder sind deutlich weiter geöffnet als beim gesunden Auge. Aber für zwei Monate geht das ok. Danach bitte ein etwas kleineres Auge. Mit dem Konformer war die Lidform deutlich kleiner und besser. Gut zu wissen, das es deutlich besser geht! Das wird also werden. Geduld... .
Auch ist ja wohl in der Augenhöhle noch alles geschwollen. Wenn die Schwellung zurückgeht, werden auch die Augenlieder wieder weiter zusammenrücken, auch mit diesem "Erstauge"?


Eure Erfahrungen?
Wie ist es bei euch gewesen? War da am Anfang auch wenig Bewegung und wurde es besser?
Oder ist es von Anfang an, im großen und ganzen, mit der Beweglichkeit so wie es dann auch später war?

War euer erstes Auge auch etwas "zu groß" angelegt, damit beim Abschwellprozess noch ein wenig "Luft" zum "schrumpfen" blieb?



Erste Wiedervorstellung bei Freunden
Ich war heute mit einem Freund frühstücken. Anfänglich schaute er immer auf das Glasauge. Später hatte er es wieder vergessen und schaute wieder in das richtige Auge. Er meinte auch, das es weniger auffällt als mein krankes Auge. Viel weniger gerötet, ist das erste was ihm auffiel. Aber auch, das es so weit offen ist. Ansonsten sei es aber weniger Auffällig als mein altes krankes Auge. Und dank der Narbe im Gesicht wisse man schnell, das da wohl ein Glasauge drin ist und wohin man schauen müsse. Das es sich nicht mitbewegt schien ihm zunächst sehr suspekt. Erst als ich meinte, das das wohl so sei, traute er sich etwas zu sagen.
Ich wurde natürlich vom Kind am gegenüberliegenden Tisch angegafft. Aber das kenne ich ja von vor der OP. Also eigentlich nix neues. Und ob es schaute wegen der Narbe im Gesicht oder dem Auge? Egal!

Auch hatte ich heute einen Termin beim Steuerberater. Sie saß mir gegenüber. Wir unterhielten uns über zig Punkte. Ich hatte in einer Minute vergessen auf ihre Reaktionen zu achten. Hatte es einfach völlig vergessen. Ich denke, das ich mich sehr schnell dran gewöhnen kann, das ich so aussehe, wie ich jetzt aussehe. Schließlich sehe ich mich ja nicht selber dabei. Und was in den Köpfen der anderen Vorgeht? Ist das nicht meist egal? War es vorher doch auch!


Braun oder Blau?
So oder so gibt es eine deutliche Veränderung. Entweder Braun und unbeweglich oder wieder blind aussehend und unbeweglich.
Wie also wird das neue Auge von mir gewählt? Ich werde erst mal die Reaktionen in den nächsten zwei Monaten abwarten und sammeln.
Mit Freunden quatschen, wie sie es wahrnehmen. Und dann werde ich sehen.

Evtl. ein Braunes zum "Ausgehen" und ein "blindes" für den Alltag ,-)



Ich werde weiter berichten

lg

Oliver
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Bits&Bytes
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Bits&Bytes »

Hi Oliver,

schade, das es mit der ( guten ) Beweglichkeit scheinbar nicht geklappt hat. Eventuell verbessert sich da ja noch etwas. Ich kann mich gut erinnern wieviel Wert du darauf gelegt hast.

In der Beziehung hatte ich Glück und bin zufrieden - Links, Rechts - TOP - Hoch, Runter nicht so der Burner, aber das ist auch verständlich - zumindest bei meiner Art des Implantats - Walser Plombe - Daran werden nur die geraden Augenmuskeln fixiert.

Dafür habe ich einen fetten Oberlidsulcus am ersetzten Auge, gar nicht schön und jeder der mich ansieht merkt, das da etwas nicht stimmen kann. Hätte ich den nicht, würde keiner merken, dass ich ein Glasauge trage - Das haben mir schon etliche Leute bestätigt.

Sehe das Positive - machst du ja schon - keine Schmerzen mehr und die ganzen anderen nicht so schönen Dinge vor der Enu.

Wie gesagt, abwarten, abschwellen lassen und Tee trinken, oder auch Kaffee :D

Viele Grüße und alles Gute

Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.

( Neovaskularisationsglaukom, linkes Auge Amaurose, Enukleation 03.02.2017, 1. Glasprothese 16.02.2017 )
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Hi Udo,

Mir haben sie in der Uni gesagt, das bei einem Ulkus eine Eigenfetttransplantation einfach und unkompliziert sei.
Ich weiß nicht ob ich da selber was dran machen lassen würde? Aber evtl. kann man bei dir ja noch was machen?

Ich hab grad noch n bisschen recherchiert. Glasauge eher drin lassen, damit das Implantat gut einwächst. Nicht ständig rein und raus.

Abwarten bis zu 6 Monate, bevor man endgültig was sagen kann, was die Beweglichkeit angeht…

Bin erst mal froh, das da nix abgestorben ist. Das alles gut heilt. Das ich keine Schmerzen mehr habe.

Den Rest weist die Zeit, das zweite Glasauge in zwei Monaten und die Nachuntersuchungm in drei Monaten.

Bei mir war auch zunächst eine hydroxylapatit Implantat geplant. Da die OP so schwierig war wurde aber bei der OP beschlossen eine aus Polyetylen zu verwenden, da diese die Bindehaut weniger reizt, während der Abheilphase und sich besser an meine Augenhöhle anpassen ließ.Daher bin ich gerade mal abwartendes und etwas demütig, das es bis hier alles so gut geklappt hatte!

Lg

Oliver
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Bits&Bytes
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Bits&Bytes »

Hi Oliver,

ja, dass mit der Auffüllung des Sulcus mit Eigenfett oder einem anderen bioidentischen Material ist wohl möglich,
eine Userin hatte das wohl auch mit guten Erfolg bei sich machen lassen.

Mein Operateur, den ich sehr schätze, hatte mir ( zumindest in zeitlicher Nähe zur Enukleation ) damals davon abgeraten.
Und der Leidensdruck durch diesen Sulcus ist jetzt nicht ( mehr ) gross genug, dass ich mich dafür unters Messer legen würde :)

Aber danke für den Tipp.

Sieht man die Umstände bei dir an, kannst du imho wirklich ziemlich zufrieden sein und wer weiß schon heute, was da vielleicht noch geht.

Alle Gute

Udo
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Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Auch wenn ich mich wiederhole:

Ich hab einfach keine Schmerzen mehr!!!


Gerade ins Kaffee gesetzt, ins Gegenlicht, bei leichtem Wind und auf m Handy gedaddelt:-)
Jeder der drei Punkte hätte für sich jeweils einen unterschiedlichen Schmerz ausgelöst!
Und, was soll ich sagen? Einfach nix! Ich kann’s immer noch nicht ganz fassen und es fühlt sich so gut an!

Ich merke erst jetzt und erst Stück um Stück wie sehr ich mich an die Dauerschmetzen gewöhnt hatte,ausgeblendet hatte, das das fehlen der Schmerzen erst jetzt und jeden Tag mehr ins Bewusszsein tritt:-)

Hinzu kommt, heute so viele Kontakte mit fremden Menschen gehabt und auch wenn sich da nix mitbewegte, keine schrägen Blicke, so wie früher eigentlich üblich :-)

Zwei gute Freunde getroffen. Und beide sagten, das es viel besser als vorher ist. Und das es ein merkliches Glasauge ist, gibt mir was verruchtes und unverwechselbares. Ohne dabei aber so abschreckend wie das alte Auge zu sein :-)


Merke

Wenn ein blindes Auge schmerzt, bloß Nichtstun lange warten, bloß nicht zu sehr auf wohlwollende Therapien eingehen die die Schmerzen doch nur verlängern und lieber früher als später raus damit!



Ich bin grad sooooo happy!

Lg

Oliver
Lulettchen
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Lulettchen »

Hi Oliver,

ist doch mein Reden😂 Das ist schon ne neue Lebensqualität. Auch wenn man als Gegenüber erkennen kann/könnte, dass man ein Glasauge hat. Na und? Ganz ehrlich? Wenn ich in den Spiegel schaue, dann finde ich, das Auge bewegt sich nicht mit. Aber mir sagen ausnahmslos alle Menschen, mit denen ich Kontakt habe, dass es sich sehr wohl bewegt. Die lügen doch nicht alle! Viele sind total begeistert, es ist ein Kunsthandwerk, und die Begeisterung der Leute ist so spontan und echt, das kann nicht gelogen sein. Schmerzen weg - Auge da - großartig 🥰 Selbst die Frau von meiner Lieblingstankstelle fragt mich den einen Morgen, ob sie mal rum kommen dürfte. Sie wollte mich in den Arm nehmen und drücken! Es guckt keiner schräg, im Gegenteil. Ich werde hier behandelt wie eine Heldin! Unfassbar, alleine darauf kann man stolz sein, dass man das hinter sich gebracht hat, da ist es egal, ob das Auge sich ein bisschen mitbewegt oder nicht. Lesen können, so lange man mag, am Handy daddeln, vorm Pc einen Arbeitstag absolvieren und dann anschließend noch abends Essen gehen oder so. Das war vorher mit einem Auge, welches divenhaft gezeigt hat, dass es nach einem Tag erstmal wieder ordentlich kratzt, anschwillt, rot durchzogen ist und dir den Abend versaut. Und nicht nur den Abend sondern auch alle Urlaube!

Ich kann es ebenfalls nur allen empfehlen, nicht warten, bis nix mehr geht.

Liebe Grüße
Steffi🌸
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Hi Steffi,

Jip, ja, yes, si, jo und in allen anderen Sprachen!!! 🙃

Ich glaub ich brauch noch n paar Tage, das so richtig zu realisieren! Es haut mich grad immer wieder neu um, das zu erleben!

Lg

Olli




Ps: War euer erstes Auge auch etwas groß angelegt? Es ist deutlich größer als mein gesundes und es geht nicht ganz zu.

Ich glaub ich frage morgen mal beim Okularisten nach.
suennefrau
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von suennefrau »

Hallo Ihr Lieben, echt Eure interessanten
Geschichten und Einstellungen zu lesen! Ich war ja damals viel zu klein und Rückmeldungen bekam ich nicht. Im Gegenteil: von der Zeit mit dem Glasauge an bekam ich von der Mutter nur unschöne Betitelungen. Deshalb bauen mich Eure positiven Einstellungen gut auf, das Ganze nicht mehr als so was Schlimmes zu betrachten - Danke! 👍😉
Sagt Euch die private Klinik LIDMED in Köln was? Ich erwäge bei mir die Augenhöhle komplett mal anschauen und bei Erzielung einer Verbesserung operativ behandeln zu lassen! Meine OP ist ja schon über 60 Jahre her.
Ich schick Euch liebe Grüße und Wünsche!
Ilona
suennefrau
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von suennefrau »

Hallo Ihr Lieben, echt Eure interessanten
Geschichten und Einstellungen zu lesen! Ich war ja damals viel zu klein und Rückmeldungen bekam ich nicht. Im Gegenteil: von der Zeit mit dem Glasauge an bekam ich von der Mutter nur unschöne Betitelungen. Deshalb bauen mich Eure positiven Einstellungen gut auf, das Ganze nicht mehr als so was Schlimmes zu betrachten - Danke! 👍😉
Sagt Euch die private Klinik LIDMED in Köln was? Ich erwäge bei mir die Augenhöhle komplett mal anschauen und bei Erzielung einer Verbesserung operativ behandeln zu lassen! Meine OP ist ja schon über 60 Jahre her.
Ich schick Euch liebe Grüße und Wünsche!
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Lulettchen »

Hallo noch mal,

@Olli, mein erstes Auge ist tatsächlich etwas kleiner, ich kriege nächsten Montag mein endgültiges Auge. Das soll dann angeblich etwas größer sein. Ich bin sehr gespannt. Bei mir sollte erst die Augenhöhle abschwellen, damit ein größeres Auge passt und der Unterschied zum anderen Auge noch weniger auffällt. Ist aber jetzt schon kaum der Rede wert. Ich denke, bei dir wird es anders sein, da die Umstände ja völlig verschieden sind.

@ Ilona: das finde ich echt traurig, wenn man als Kind schon solch schlechte Erfahrungen gemacht hat. Das ist mir wirklich erspart geblieben, allerdings habe ich nach meiner OP mit 18 Jahren alle meine Freunde/Freundinnen verloren. Ich war halt wohl mit dem entstellten Auge und den blauen Flecken im Gesicht nicht mehr Partytauglich. Das tat weh, aber ich habe daraufhin meine Entscheidungen getroffen und einen völligen Neustart hingelegt. Neue Jahrgangsstufe in der Schule - neue Leute kennengelernt. Ab diesem Zeitpunkt bin ich nie wieder blöd auf mein Auge angesprochen worden. Niemanden war es wichtig, ich hatte nur noch Mitmenschen um mich, denen ich wichtig war. Dafür bin ich unendlich dankbar. 😊 und daher kommt auch meine positive Einstellung. Wenn man offensiv mit der Situation umgeht und man selbstbewusst anderen gegenübertritt, ist man geschützt.

Liebe Grüße
Steffi🌸
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

@Illona @Steffi

Steffi, ich kann deine Haltung nur unterstreichen! Offensiverer Umgan! Wenn ich gefragt werde bekommen die Menschen eine kurze Geschichte, die auch stimmt und danach ist es gut. Allerdings werde ich seit einigen Jahren nicht mehr, wie früher, fünf mal am Tag angesprochen. Liegt wohl am Alter? Mit grauem Bart hörte es auf. Finde ich aber auch gut so.

Und Eltern, die so „dumme Sprüche“ machen sind traurig. Das kann einen ein ganzes Leben begleiten.

Aber mir hilft es mir die Gegenseite vor zu stellen. Ich könnte mir vorstelle, das Mütter ihre Kinder so oder so dennoch immer lieben. Aber evtl. hatte die Mutter selber Schuldgefühle und hätte sich so gewünscht, das dem Kind das nicht passiert wäre aber die Mutter es nicht verhindern konnte und mit diesem mütterlichen „Versagen“ nicht umgehen konnte und es vor allem nicht aushalten konnte.

Und damit konnte die Mutter in ihrer Hilflosigkeit nicht umgehen und musste diese Gefühle loswerden? Und jedesmal, wenn sie das Kind sieht kommen dann die Schuldgefühle wieder ins Bewusstsein, das man als Mutter nichts hat tun können um das schlimme für das Kind verhindert zu haben..
Da kommt es dann vor, das die Schuld auf das Kind übertragen wird. Z.B. „Na, du Blindschleiche?“! (Oder was auch immer da so genannt wurde?) Dann hat halt das Kind schuld einäugig zu sein und die Mutter ist aus dem schlimmen Schuldgefühl befreit. Leider trägt das Kind das dann mit sich rum.

Mir hilft es in solchen Situationen klar zu machen, wie unendlich hilflos so eine Mutter sein muss, das sie keinen anderen Weg findet um mit ihrer „Schuld“ um zu gehen. (Dabei muss sie ja nicht mal schuld im faktischen Sinne sein. Sie hat ja sicher nicht dafür gesorgt, das das Auge raus musste. Es reicht, das sie sich schuldig fühlt, das sie glaubt es nicht verhindert zu haben, das so was schlimmes passieren konnte. Auch wenn sie es eh nicht hätte verhindern können)
Aber da hilft es auch zu sehen in welcher Zeit das geschah. Mütter waren da echt unter gesellschaftlichem Druck. Das waren ja echte Übermütter, im Namen des Volkes. (Meine Großmutter war noch im Bund Deutscher Mädel und obwohl sie Hitler hasste hatte die Ideologie der Mutter die zuhause ist und sich um die Familie kümmert und der Mann muss bedient werden, etc. Voll verfangen…)
Und oft wurde ihnen das in hem Herrschenden Regime recht deutlich eingebläut, was eine Mutter alles tut und gleichzeitig den Haushalt und immer für den Mann da und bitte Klappe halten… . Und Therapieen waren zu der Zeit auch nicht bekannt, so das Mutti sich keine echte Hilfe suchen konnte? Und so hat sie eine für sich rettenden Weg gefunden. Leider dabei vergessen, was das mit dem Kind macht…

Vielleicht liege ich auch falsch? Dennoch hoffe ich es hilft dir ein wenig?

Lg

Oliver
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Erstes nal Glasauge herausnehmen und einsetzen

Die Ärztin meinte ich solle das Glasauge nur rausnehmen, wenn es sein müsse. Lieber von außen mit feuchtem Waschlappen reinigen. Aber gestern Nacht war es soweit. Da half auch kein Waschlappen. Es zwickte und zwackte. Ich glaube ich habe im Schlaf mit dem Kissen leicht auf das Augenlid gedrückt und es war verrutscht oder verdreht. Kurz. Ich wollte es reinigen und neu einsetzen.

Jetzt hatte ich ja schon unfreiwillig mit dem Konformer üben müssen. Dennoch, so ein Glasauge ist ja deutlich größer. Noch nie gemacht.

Handtuch auf Tisch. Spiegel. Plastikdöschrn mit abgekochten Salzwasser. Hände gewaschen. Sterilisiert. Und zunächst mal aus Neugierde den Blutdruck gemessen. 140/90. Da musste ich doch schmunzeln.

Dann beherzt das Unterlid heruntergezogen. Und ach, so viel größer ist das Auge ja doch nicht. Die Unterkannte mit dem Zeigefinger leicht angehoben und schon, schwups konnte ich es greifen und völlig problemlos herausziehen.
Augenhöhle wird immer rosiger. Wie schön.

Eintauchen, abspülen, fertig:-)

Den Saugnapf, den der Okularist mir empfohlen und mitgegeben habe werde ich meistbietend versteigern:-)

Spitze des Auges zur Nase, Oberlied leicht angehoben, drunter geschoben, Blick aufwärts, Unterlid leicht nach unten gezogen und schwups, gleitet ein frisches, kühles Auge wie von selber hinein.
Was für ein erfrischendes Gefühl. Und wieder ab ins Bett.

Ach so, Blutdruck danach: 122/82 :-)))
Zuletzt geändert von Oliver am Do 22. Aug 2024, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.
suennefrau
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von suennefrau »

Na super, dass das alles mit raus nehmen und einsetzen so schön geklappt hat - freut mich😍😉!
Für Eure lieben Worte und Erklärungsversuche sage ich DANKE, echt lieb 👍. Zur Mutter nur noch kurz: SIE HAT DAMALS ENTSCHIEDEN, das Auge soll raus. Aber vorbei ist vorbei und nicht mehr zu ändern. Ich habe auch Zeiten, da komme ich gut damit klar. Bringt wohl auch das Alter mit sich.
Seid alle lieb gegrüßt, alles Gute und vorab schon ein tolles WE💐🍦🥂
Franz
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Registriert: Mo 22. Aug 2022, 12:47

Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Franz »

Ich denke, der Umgang mit einer Prothese - und das ist ja nun mal ein Glasauge - ist jedermanns persönliche Sache. Jeder macht es so wie er es für sich am Besten empfindet. Ich habe nie von irgend Jemandem eine Empfehlung bekommen wie oft ich das Auge rausnehmen und reinigen soll. Ich nehme es täglich abends raus und lege es über Nacht in ein Schüsselchen mit abgekochtem Wasser.
Meine Erfahrung sagt mir, dass längeres Tragen der Prothese ohne tägliches herausnehmen und reinigen mir nicht gut tut. Ich habe diese Erfahrungen vor allem auf längeren Geschäftsreisen gemacht. Wenn ich das Auge nicht täglich rausnehme und reinige habe ich Schleimabsonderungen und Verklebungen der Wimpern.
Selbst auf langen Flugstrecken, wie Brasilien, USA, China, Indien, Süd Afrika, Russland habe ich das Auge immer rausgenommen. Ich hatte natürlich einen gewissen intimen Vorteil, da ich immer Business Class fliegen konnte. Ich habe ja als weiteren Nachteil eine CPAP Maske während des Schlafens zu tragen.
An meine Augenhöhle lasse ich keinen Operateur mehr ran. Da kann es sich um eine noch so große Koryphäe handeln. Jede neue Narbe bringt neue Probleme. Gottseidank hatte der Arzt an der Uni-Augenklinik Regensburg die selbe Meinung, als ich dort auf Drängen meines damaligen Ocularisten wegen einer solchen Korrektur-OP vorstellig wurde. Er empfahl mir den Ocularisten zu wechseln was ich dann auch tat. Habe seitdem keine Probleme mehr mit der Anpassung neuer Glasaugen. Meinen nächsten Termin habe ich in ein paar Wochen.
Meine Erfahrungen mit Augen OPs beziehen sich nicht allein auf die Enu. Ich hatte angeboren den Grauen Star und so fing es ab 1955 bis 1958 mit vielen nacheinander folgenden OPs wegen des Grauen Stars an. Alle verliefen erfolglos. Jede OP machte es schlimmer. So folgte als Konsequenz 1958 die Enu. Ich habe schon in mehreren Beiträgen dazu geschrieben. Auch die Folgen im zwischenmenschlichen Bereich und beruflich waren nicht immer schön.
Als Person mit einer Behinderung muss man meistens mehr als 100% leisten um gleichwertig zu sein, gleich welche Behinderung man hat.
Ich hatte viel Glück in meinem Leben, was meine berufliche Entwicklung und Karriere anbelangt. Das begann mit meiner Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann. Ich hatte einen Lehrbetrieb in dem mein Ausbilder und weitere Vorgesetzte durch eigene Behinderungen sehr sehr viel Verständnis für mich hatten. Ich wurde gefördert und konnte dabei großes Selbstvertrauen entwickeln. Manchmal glaube ich, hat mich das zu einem Teil auch überheblich gemacht, denn ich erkannte dass ich durch meine Leistungsbereitschaft Nichtbehinderte in den Hintergrund spielen konnte.
Ich habe auf jeden Fall gelernt, mit meiner Behinderung progressiv/offensiv aufzutreten, sie nicht mehr zu verstecken. Ob sich mein Glasauge bewegt oder nicht ist mir völlig egal. Oftmals habe ich Erstaunen ausgelöst, wenn ich erwähnte dass ich ein Glasauge habe. Du machst jetzt aber einen schlechten Witz. Mit sowas scherzt man nicht. Welches Auge soll es denn sein. Solche und ähnliche Aussagen habe ich schon öfter gehört. Ich schließe daraus aber auch, dass meistens nicht so konkret auf die Augen geachtet wird.
Mit besten Grüßen an
Alle
Akanthamöbe
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Registriert: Fr 26. Aug 2022, 18:48

Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Akanthamöbe »

Hallo Oliver, das freut mich sehr zu lesen, dass du so erleichtert bist und jetzt meinst, es schon früher hättest machen sollen.

Zur Beweglichkeit: Mein erster Ocularist hatte mir eine viel zu große Prothese gemacht, die Beweglichkeit war nicht gegeben. Ich bin dann in die nächste große Stadt gefahren und der Ocularist meinte, die Prothese passe gar nicht und hat mir eine um ein Drittel kleinere eingesetzt. Dann war die Beweglichkeit gegeben. Ich habe dir ein Foto von den beiden Prothesen geschickt, ein Wahnsinn der Größenunterschied, oder?

Ich habe jetzt gar keinen Augenarzt mehr. Der Beste in unserer Stadt nimmt seit 3 Jahren keine neuen Patienten mehr, ich habe ein paar Mal trotzdem angerufen, no chance. Jetzt habe ich es wieder mal versucht und die MFA meinte, er bietet samstags einige Sprechstunden für Neupatienten an und ich kann am 7. September an einem Samstag hingehen. Ich möchte ihn fragen, ob man noch etwas machen kann, weil es so eingesackt ist. Ein Hohlauge, wie bei einer 100 Jährigen. Stört mich aber gar nicht so. Irgendwie finde ich mich trotzdem niedlich, lach. Ich werde berichten, was er sagt. Das Einsacken ist bei mir schon nach ca. 6 Wochen passiert, als alles abgeschwollen war.

Ich lasse mein Glasauge übrigens ständig drin. Ich nehme es nie heraus. Als ich es mal alle paar Wochen rausgenommen hatte, war es immer total sauber auf der Rückseite und nach dem Einsetzen hatte es gejuckt. Also bleibt es drin. Viele Grüße und ich werde hier berichten, ob der Augenarzt mir wegen des Einsackens noch helfen kann.
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Bits&Bytes
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Bits&Bytes »

Hallo Oliver,

ich finde es sehr interessant, dass bei Akanthamöbe eine starke Verkleinerung ihrer Glasprothese tatsächlich eine Beweglichkeit ermöglicht hat.

Ich hatte inzwischen Glasprothesen in drei sehr unterschiedlichen Größen und sowohl die Kleinste, als auch die Größte, haben an der Beweglichkeit nichts geändert. Die war anfangs gut und ist durch die Größe in keiner Weise verändert worden.

Mein Tipp, Oliver, mache es bitte so wie einstmals die liebe Charlotte, nimm die Prothese heraus und fühle dann bei geschlossenem Augenlid oben auf dem Augapfel, bzw. natürlich auf dem Augapfelersatz (Implantat) mit sanften Druck und Bewegung nach links, recht, oben und unten, ob sich da etwas bewegt.

Wenn ja, kann man das super und problemlos spüren. Dann so denke ich, kann man das durch Prothesenanpassung fixen, entweder durch Material und/oder Größe.
Wenn nein, würde ich sagen - shit happens, leider - da musst du durch.

Viele Grüße
Udo

PS: Ich zweifele Akanthamöbes Bericht in keiner Weise an. Das kann ja durchaus sein. Angenommen das Implantat hatte bei ihr einen Durchmesser von nur 18 mm und die Prothese wurde dann mit 20 mm Durchmesser (Art eines Standards) gefertigt. Mann muss kein Genie sein um sagen zu können, das kann nicht funktionieren.
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.

( Neovaskularisationsglaukom, linkes Auge Amaurose, Enukleation 03.02.2017, 1. Glasprothese 16.02.2017 )
Charlotte
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Charlotte »

Hallo Udo, Oliver und alle anderen,

ja, ich finde der "Bewegungstest" klappt auch mit Prothese sehr gut:
Augen schließen und dann leicht die Fingerspitzen auf das geschlossene Augenlid legen.
Wenn ich dann die Augen bewege, kann ich fühlen, dass sich die Prothese etwas mitbewegt.
Bei mir zwar nur minimal nach rechts und links, aber nach oben und unten gar nicht.
Ist aber nicht so schlimm, kann ich gut mit leben!

Ich gehe jetzt auch ganz offen mit meinem Prothesenauge um.
Früher mochte ich die Leute kaum anschauen und das Allerschlimmste für mich war, wenn man mich auf mein "komisches Auge" angesprochen hat.
Jetzt ist für mich alles okay, jeder darf mich alles fragen und ich finde es sogar gut.

Ich mag den Spruch sehr gerne:
"Wenn du einen Makel nicht verstecken kannst, dann präsentiere ihn ganz offen!"
Wobei ich finde, dass es eigentlich gar keine "Makel" gibt, sondern nur "Besonderheiten", die uns unverwechselbar machen ;) .

Liebe Grüße an alle
Charlotte
ricardojoses
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von ricardojoses »

Hallo Oliver,

vielen Dank für deine sehr ausführliche Beiträge mit ausreichenden Information über die Operation. Dank dir und die Empfehlung einer Oberärztin in der MHH habe ich mich vor paar Wochen dazu entschieden, die Enu-OP durchführen zu lassen. Meine Augenprothese wird auch von Herr Greiner in Hannover angefertigt, da ich ihn bereits einmal besucht habe (inspiriert von deinem Okularist-Besuch) und weil ich der Nähe von Hannover wohne.

Ich wünsche dir viel Erfolg und vor allem Gesundheit,

Ricardo
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Weiter alles im grünen Bereich

Hallo an alle, auch speziell an Ricardo,

heute war ich bei der Nachuntersuchung bei meiner Augenärztin, die selber auch schon an einer Klinik gearbeitet hatte und sich auch praktisch mit Enukleation auskennt. Sie fragte ob ich das Auge rausnehme oder ob sie soll. Nachdem ich es erst zwei mal gereinigt hatte, also es noch nicht ohne Spiegel kann und es auch nur mit großer Vorsicht selber machen kann, hat sie selber, sehr liebevoll, für mich mein Auge herausgenommen.

Alles im grünen Bereich! Es schaut wohl alles sehr gut aus! Noch geschwollen aber normal. Kann wohl bis zu einem Jahr dauern... .
Nähte sehen gut aus. Alles schön durchblutet. Alles immer noch da, wo es hin gehört. Muskeln bewegen das Implantat. Keine Gründe für irgendeine Sorge! Nachuntersuchung erst in vier Wochen nötig, da alles so schön sei. Noch soll ich die vorhandene Salbe, antibiotisch, aufbrauchen.

Prognose Beweglichkeit
Durch die Schwellungen kann es gut sein, das sich das Glasauge noch nicht mitbewegt. Wobei eine sehr kleine Bewegung macht es schon, die ich aber selber im Spiegel nicht erkennen kann. Auch muss das Implantat erst gut einwachsen. In ca. drei Monaten kann man wohl absehen, ob und wie gut es mit dem Bewegen werden wird. Abwarten und sich überraschen lassen.

Erstes Glasauge doch zu groß?
Im Moment findet sie auch, das das Glasauge wohl etwas groß ist. Mein Unterlid ist durch die vertikale Narbe ohnehin etwas nach unten gezogen. Das Oberlid ist nach der letzten Revision in gutem Zustand. Natürlich haben beide Lider Narben. Dass könnte eine gute Beweglichkeit ebenfalls erschweren. Aber der doch deutliche Fehler beim Lidschluss könne ein etwas kleineres Auge schon verbessern helfen. Auch könne die Beweglichkeit mit einem kleineren Auge besser werden, muss aber nicht.
Da mein Okularist aber in Urlaub ist, soll ich weiterhin, wenn das Auge sich trocken anfühlt oder zur Nacht, Salbe verwenden. Bephanten, die ich nicht mag, oder die von mir schon von früher sehr geliebte "Hylo Night". Die habe ich mir rezeptfrei, nach Jahren mal wieder, in der Apotheke besorgt. Die hilft sehr gut. Hab ich jetzt mal vorläufig in der Tasche. Und beim Einkaufen dachte ich, komm, jetzt mal kurz hier ins Kaffee, auf die Toilette, vor den Spiegel und etwas rein gemacht. Und schon war alles wieder fitt.
Das der Okularist in Urlaub ist ist weiter nicht schlimm, so die Ärztin. Zu klein wäre ein Problem, da dann die Augenhöle evtl. schrumpfen könne. Aber so gibt sie Entwarnung. Zu groß ist kein Problem für die Augenhöhle oder die Heilung. Fühlt sich evtl. nicht so komfortabel an wie ein etwas kleineres Auge. Selbst wenn es sich etwas trocken anfühlt kann nichts kaputt gehen, ist ja kein Auge mehr drin ,-)
Wenn es juckt, Salbe und gut ist. Kein Sorgen machen. Alles schön, so die Ärztin. Die Anpassung kann auch eine Woche warten.

Revision des Augenlides?
Ob beim Unterlid eine Revision möglich und wünschenswert wäre? Das war eine längere Fachsimpelei. Bei der Narbe und dem vorhandenen Gewebe liefe es, nach Abheilung und Anpassung der noch folgenden Glasaugen, wohl darauf hinaus, das die Risiken für erneute Narbenbildung, Verletzung der Lidmuskulatur, etc..., das es wohl zu riskant sein könne.
Sowieso, erst mal die Anpassung des neuen Glasauges abwarten. Evtl. ließe sich der Lidschluss schon damit ausgleichen und eine Revision wäre unnötig. Keine schlafenden Hunde wecken... .

Reinigungsrythmus
Meine Augenärztin musste schon groß schauen, als ich meinte, in der Klinik hätten sie empfohlen das Auge nur alle zwei bis vier Wochen heraus zu nehmen. Sie hätte gelernt, das es wohl gerade am Anfang täglich gereinigt werden sollte.
Ich denke, das ich es einfach drin lasse, solange es nicht juckt. Jetzt juckt es, also werde ich es gleich herausnehmen und mal reinigen und sehen ob es hilft. Ich denke, das jeder wohl so sein eigenes Vorgehen herausfinden muss. Also werde ich, nach den ganzen guten Nachrichten heute, einfach etwas beherzt an das Ausprobieren gehen und meine Erfahrungen sammeln, was mir und dem Auge gut tut und was nicht. In dem Falle scheint es jeder anders und keiner falsch zu machen.

Kurz Abwarten was als nächstes kommt
Das Auge ist sooo viel schmerzfreier als vorher und das ist schon mal eine Freude. Ab und an, bei Wind, habe ich ein juckendes Gefühl oder das Auge produziert zu viel Feuchtigkeit, die aber hinter dem Glasauge gesammelt wird. Kann ich dann nur schwierig wieder raus reiben und auch nicht durch leichten Druck von vorne... . Merkwürdig Gefühl. Wobei, richtig reiben mach ich eh nicht. Bin da noch extrem Vorsichtig.
Alles aber kein medizinisches Problem, nicht wirklich schmerzend, nur unnötig nervend. Aber ein neu angepasstes Glasauge könnte Abhilfe schaffen. Kein Grund zur Besorgnis. Mittwoch ist schon Termin bei der Azubine des Okularisten. Da werde ich hören, ob ich in 10 Tagen schon ein angepasstes Auge bekomme oder ich noch zwei Monate warten, bis zum regulären Austausch warten muss.
Und vor allem. Ich darf auch wieder auf der linken Seite schlafen. Völlige Entwarnung. Alles so weit verheilt, das ich nichts mehr kaputt machen kann. Das tut doch mal gut, es so deutlich gehört zu haben! Umsichtig bin ich aber dennoch.

Meine Prognose
Ich denke, das ein etwas kleineres Auge das Trockenheitsgefühl und das ab und an "Ziepen" und "Rumpeln" beendet. Mache ich mir grad keine Sorgen drüber. Bin erst mal froh, das alles so gut verheilt und vor allem, das es keine echten Schmerzen mehr gibt!
Auch finde ich, entgegen meiner früheren deutlichen Bedenken, das ein nicht bewegliches Auge gar nicht so schlimm ist. Mittlerweile habe ich mich an mein Aussehen mit zwei braunen Augen gewöhnt. Ich finde mich damit sogar richtig hübsch! Hätte ich nie gedacht! Und das so schnell!
Wenn es sich nicht mitbewegt, so ist das eben so. Wenn es sich doch noch bewegen sollte, so nehme ich das gerne noch mit.
Ich hätte nicht gedacht, das sich meine Meinung dazu so schnell ändern würde. Schließlich habe ich vor der OP doch sehr mit der Angst des sich nicht mitbewegenden Auges gekämpft. Wer hätte gedacht, das sich das so schnell so entwickelt? Ich nicht!
Also, gleich noch ein Grund sich zu freuen ;-)

Weitere Reaktionen von mir bekannten Menschen
Ich war heute in meiner Garage, wo mein Motorrad steht. Ein befreundeter Schrauber war auch da. Ich quatschte kurz mit ihm über dies und das. Später viel mir auf, das ich nicht mal drüber nachgedacht hatte, wie er reagiert. Nämlich garnicht. Ich denke er hat es nicht mal gemerkt.
Auch ein Mitarbeiter von mir, den ich die Woche kurz gesehen hatte, merkte nicht mal, das sich da was Wesentliches geändert hatte ;-)
Und ich war heute bei einer Rechtsanwältin, die ich seit Jahren kenne. Es gab einiges zu klären. Auch sie merkte nichts an Veränderung. Und ich dachte eigentlich nicht drüber nach. Kurz, alles sehr entspannt.
Ich denke, der Anblick eines Gesichtes mit zwei normalen Augen ist so normal, das die Leute sofort vergessen, das es mal anders war... .


@Ricardo
Danke dir für dein Feedback! Es freut mich sehr, das es dir geholfen hat, was ich hier so alles schreibe. Ich schreibe gerne Tagebuch, um diesen Schritt für mich selber klar zu bekommen. Ich hatte dann aber überlegt das hier im Forum zu tun, in der Hoffnung das es anderen helfen kann. Es freut mich, das das tatsächlich so ist!

Danke also für deine Reaktion und auch dir, das es dir mit dem neuen Auge gut geht!!!


lg

oliver


PS: Ich werde weiter berichten
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Neues, kleineres Glasauge

Gestern kurz beim Okularisten gewesen. Ich sagte ich und meine Augenärztin fänden, das das erste Glasauge evtl. doch etwas zu groß ist und nachts doch sehr weit offen bliebe und dann austrockne und sich das nicht sehr gut anfühlt. Kein Problem. Sie schaute sich das an und meinte: "Haben sie Zeit?". Kurz: Sie hat noch mal andere Probeaugen gewählt und eines Gefunden, das etwas kleiner als das erste war und mir anhand meines alten Auges und dem neuen Vergleichsauge ein neues gemacht. Passt besser. Augenlider gehen etwas weiter zu. Nachts gut geschlafen. Passt. Nichts gezahlt. Kein neues Rezept nötig. Alles schön...

Nächstes Auge dann in zwei Monaten.

Ich werde berichten.

Oliver
suennefrau
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von suennefrau »

Ist doch toll!👍😅
Ich wünsche Euch ein schönes WE !💐🍦🥂
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Bits&Bytes
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Bits&Bytes »

Hi Oliver,

bin etwas neidisch :)

Bei dir läuft alles wie Geschnitten Brot, ob Augenarzt, Klinik, Ocularist - überall nur Zuvorkommenheit - Manch anderer muss da auch mal kämpfen :(

Du musst über ein großes Charisma und Charme verfügen :!:

Viele Grüße und schönen Sonntag

Udo
Man weiß nie wie stark man ist, solange bis stark zu sein die einzige Wahl ist, die man noch hat.

( Neovaskularisationsglaukom, linkes Auge Amaurose, Enukleation 03.02.2017, 1. Glasprothese 16.02.2017 )
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Hi Udo,

Naja, geschnitten Brot nicht ganz. Erinner dich nur, das meine Bindehaut fast abgestorben, kaum noch durchblutet und fast von alleine vom Augapfel fiel, wie der Chirurg berichtete. Ärzte in der Vergangenheit haben immer wieder alles versucht… . Dadurch hab ich mich immer wieder breit schlagen lassen… . Nur dank Transplantat ging es überhaupt noch und konnte die Plombe eingesetzt werden ohne die Bindehaut zu zerreißen. Der Chefarzt hat mir nach der OP so dermaßen einen vor den Kopf geknallt mit dieser Offenbarung, das ich heute noch extrem vorsichtig bin und manchmal Angst habe, das sie immer noch abstirbt. Muss mir jedes Mal sagen, das jetzt wohl alles gut verheilt und auf dem besten Wege ist… .

Und, was ich an der Stelle gemacht habe, ich habe sofort eine zweite Meinung eingeholt, deutlich kommuniziert wie es mir geht und das ich auch mentale Unterstützung brauche. Und da wurde mir dann auch geholfen und auf mich gehört. Ohne das kann man aber auch leicht untergehen und in seiner Not übersehen werden. Das waren zwei schwere Tage, die ich keinem wünsche.

Ich kann also alle nur ermutigen sich schlau zu machen, nachzufragen und vor allem auch offen mit Ängsten umgehen und diese auch zu benennen. Dann hören auch hartgesottene Klinikärzte zu und unterstützen einen. So meine Erfahrung. Und wenn nicht, dann sollte man den Arzt oder die Klinik wechseln. Ich war oft in Mehrheim. Habe mich aber nach langem Beratungen doch in Köln operieren lassen.

Auch war ich vor der OP lange auf der Suche nach einem guten Okularisten und auch nach einer guten Klinik. Das hat sich halt ausgezahlt!

Und zudem. Ja, ich bin ein wenig wehmütig, das sich mein Glasauge eigentlich nicht bewegt. Es war mir vor der OP sehr wichtig, hat sich aber nicht so ergeben. Schade. Aber ich habe meinen Frieden, da ich einfach jeden Tag aufs Neue so geflasht bin von der Tatsache, das ich einfach keine Schmelzen mehr habe. Mir war nicht klar, wie das sein würde. Und das überwiegt gerade so sehr, das es mir fast egal geworden ist mit der Beweglichkeit!

Ich habe heute meinen ersten Unterricht vor 40 Studenten gehalten und nicht ein mal über mein Glasauge nachgedacht. Das fand ich im Nachhinein etwas befremdlich. Aber eigentlich, weil ich es nicht erwartet hatte. Es ist alles sehr entspannt. Es ist mir egal wie andere drüber denken, weil ich einfach so viel mehr Lebensqualität habe als vor der OP. Das schlägt gerade alles andere um Längen und lässt mich evtl. mit dem, wo andere mit hadern, sehr entspannt umgehen. Ich bin echt so froh, das ich den ganzen Tag mit einem breiten Grinsen rumlaufe und alle Freunde ständig damit zutexte wie schön das ist!!!

Auch habe den Vorteil, das mein Unfall schon sooo lange hinter mir liegt, das ich nicht auch noch das Problem habe jetzt plötzlich nur noch ein Auge zu haben, mich von einer Zweiäugigkeit zu verabschieden. Auch habe ich keinen Krebs und kämpfe ums überleben, wie es hier ja einige viel heftiger trifft. Mache hatten einen frischen Unfall und kämpfen mit ihrer Entstelltheit, was ich nicht mehr habe, da ich schon gefühlt mein ganzes Leben mit Narbe im Gesicht herumlaufe.

Kurz, ich hab’s grad gut im Vergleich zu manch anderem hier. Ich habe mich gut vorbereitet. Ich habe einen großen Bogen um schlechte Kliniken und Mediziner gemacht. Meine Augenärztin vor Jahrzehnten gewissenhaft ausgesucht und mir psychologische Unterstützung gesucht.

Und das alles zusammen war viel Mühe und jetzt habe ich große Freude am Ergebnis.



Ich werde weiter berichten

Lg

Oliver
Akanthamöbe
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Akanthamöbe »

Hi alle und Oliver,
es macht mich schon nachdenklich, dass es aus medizinischer Sicht besser gewesen wäre, den Schritt der Enukleation früher zu gehen. Geht alles nur um Profit?

Auch mein Augenarzt Prof., den ich nie wieder sehen möchte (er hat mich zum Schluss einfach mal in Vollnarkose gelegt, obwohl er nur zwei Fäden des Implantats ziehen wollte und mir vorher gesagt, ich werde nur leicht sediert). Der andere Prof. 600 km entfernt, hat dann auch zwei Fäden gezogen unter der Spaltlampe, ich habe gar nichts gespürt. Und der hiesige Prof. hat auch gesagt, er entnimmt das blinde schrumpfende Auge nicht, ich könnte ja vielleicht irgendwann mal wieder was sehen.

Ich bin dann wieder die 600 km zum anderen Prof. gefahren, wo man die Enu durchgeführt hat. Mein Vertrauen in den hiesigen Prof. ist komplett dahin. Ich glaube sogar, wenn er anders therapiert hätte in den 2 Jahren, wäre mein Auge gerettet worden. Soweit zur Zweitmeinung. Allerding war das alles auch in der Coronazeit. Naja.
Franz
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Franz »

Ich denke, Jeder hat seine persönliche Geschichte und jede Geschichte hat ihre Zeit. Mann kann sich der einen oder anderen Geschichte nahe fühlen, weil sie dem eigenen Schicksal ähnlich zu sein scheint, aber es bleibt doch immer die Geschichte eines Einzelnen.
Die Entwicklung in der Menschheitsgeschichte sind gewaltig, die Medizin eingeschlossen. So sind medizinisch heute Dinge möglich die, in der Zeit die für mich entscheidend war, noch kein Thema waren. Oftmals waren Dinge medizinisch möglich scheiterten aber an den sozialen Gegebenheiten.
Die Sozialversicherung, insbesondere die Krankenversicherung, unterlag sehr lange einer sehr restriktiven Beurteilung des Einzelfalles. Die Kosten/Nutzen Einschätzung war sehr ausgeprägt. Lange Zeit gab es einen qualitativen Unterschied zwischen der Krankenversicherung von Arbeitern und Angestellten, von privat Versicherten ganz abgesehen. Eine Zweitmeinung einzuholen war in der Zeit, als es für mich und mein Augenlicht eine entscheidende Bedeutung hätte ausmachen können, schlicht weg nicht möglich.
Das Urteil über das Ergebnis einer Zweitmeinung hängt auch immer von der persönlichen Sichtweise ab. Mann geht ja vielleicht schon mit einer gewissen Erwartungshaltung heran an das Einholen einer Zweitmeinung. Was ich als positive Aussage empfinde hängt von mir selbst ab. Vielleicht hat das Einholen einer Zweitmeinung auch damit zu tun, dass das Vertrauen in den Arzt den man zuerst gewählt hat gestört ist. Von Anfang an oder erst sich allmählich entwickelnd.
So gesehen ist es ein Segen für jeden Einzelnen, wenn man sich heute unproblematisch eine Zweitmeinung einholen kann, ohne Rücksicht auf die Kosten die man damit der Allgemeinheit verursacht.

Abschließend möchte ich auf den Thread verweisen der im Zusammenhang mit Glasauge und Presswehen bei Geburt eingestellt wurde. Da hoffe ich doch sehr auf kompetente Antworten von den Frauen hier im Portal. Als Mann kann ich da ja nur mit Vermutungen dienen, die vielleicht dazu geeignet wären eine Zweitmeinung einzuholen.
LG
Franz
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Hi Akanthamöbe,

Ich denke das das nicht rechtzeitig herausnehmen des blinden und schmerzenden Auges vor ca. 6 Jahren kein Profitdenken war. Mediziner sind darauf getrimmt, das Augen zu erhalten sind. Punkt. Danach kommt lange nix. Und dann kommt nur als letztmögliche Variante: Enukleation.

An der Uni Köln gibt es erst seit Januar das Medizinisches Zentrum für Augenprothetik. Hier arbeiten Chirurgen und Okularisten eng zusammen und teilen sich die Räume. Hier wird die Enukleation nicht als letzte Möglichkeit gesehen, sondern als eine vom Patienten selber zu wählende Möglichkeit, die nach ausgiebiger Vorbesprechung, ohne Druck und Zwang, so elber gewählt werden kann ob und wann man den richtigen Moment für gekommen hält

Aus meiner Erfahrung kann ich das nur empfehlen. Hier sollten andere Chirurgen von lernen.

Bei meiner Revision vor 6 Jahren, hier wurde die Hornhaut noch mal entkalkt und geglättet, war zwar kurz danach Ruhe mit Schmerzen, aber die schleichen sich so langsam wieder ein, das man es kaum mitbekommt. Und irgendwann ist es eigentlich so schlimm, das man es kaum aushält.
Der damalige Chirurg hatte mich versucht mit allen Mitteln von der Enu ab zu halten und das wohl auch aus gut gemeinten Gründen. Ich denke er machte sich aus seiner Sicht ein Bild. Auge raus ist ein scheitern des Chirurgen.
Ja, es hat geholfen. Aber eben nur kurz. Und es war wieder ne op. Ich war einfach nicht genügend aufgeklärt worden und ich als Patient nicht ausreichend mit einbezogen in die Entscheidung. Und das habe ich mir damals ein für allemal gemerkt. Seit dem mach ich mich schlau, und zwinge Mediziner mich mit ein zu beziehen. Und wenn die sich nicht drauf einlassen, dann gehe ich wieder.

Ich habe auch den Hausarzt gewechselt und habe nun einen, der genau so mit mir umgeht, wie ich es mir wünsche. Auf Augenhöhe. Sehr beratungsorientiert. Sehr auf Kooperation. Und ich merke immer mehr, das es da wohl in der Ausbildung von Ärzten ein Umdenken gibt.

Ich hoffe, das auch Patienten das durch ihr Verhalten weiter befördern, in dem sie Ärzte der alten Schule immer mehr meiden und zu den modern ausgebildeten wechseln.

Lg

Olli
Franz
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Franz »

Oliver,
ich kann Deinen beiden Aussagen nicht zustimmen, dass es in der Ausbildung von Ärzten ein Umdenken gibt, hin zu beratungsorientiert, und man Ärzte der alten Schule meiden sollte und sich modern ausgebildeten zuwenden sollte.
Ich finde, genau das Gegenteil ist Fakt, wenn ich Beides im Kontext betrachte.
Die medizinische Ausbildung ist ein Studium, eine faktenbasierte Ausbildung. Evidenzbasiert. Wie beratungsorientiert ein Arzt sich in der Behandlung seiner Patienten gibt hängt davon ab wie er sich seinem Berufsethos verpflichtet fühlt.
Der eine sieht es als Quelle um damit finanziell möglichst erfolgreich zu sein und wird dann vielleicht auch noch Schönheitschirurg, ein anderer will wirklich mit seinem Wissen helfen und berät seine Patienten intensiv und opfert dann ehrenamtlich sogar noch seinen Urlaub bei Ärzten ohne Grenzen.
Das ärztliche Umfeld in dem wir uns mit unseren Augenkrankheiten bewegen ist ein fachspezifisches. Ob ich jetzt zu einem niedergelassenen Augenarzt mit eigener Praxis gehe oder in die Augenklinik einer Universität oder in ein augenärztliches MVZ macht einen großen Unterschied.
Bei einem niedergelassenen Augenarzt erwarte ich Beratung. Aber auch hier gibt es schon Unterschiede. Ich bin schon durch viele Augenarztpraxen gegangen und kann im Wesentlichen sagen, es hat meistens gepasst. Unterschiede gab es immer wieder.
Bei dem einen wurde konsequent die finanzielle Optimierung in den Vordergrund gestellt, indem er z.B. die Messung des Augeninnendruckes als extrem wichtig erachtete und sein Personal an der Rezeption bereits per Unterschrift dazu aufforderte auf die Risiken hingewiesen zu haben und man sich damit zu entscheiden hatte, ob man den Augeninnendruck gegen Sonderzahlung machen lassen will.
Bei einem anderen musste man trotz Terminvereinbarung 3 Stunden warten.
Wieder ein anderer konnte mit Kindern nicht umgehen.
Falsch, oder ungenügend beraten fühlte ich mich bei keinem.
Meine jetzige Augenärztin ist sehr termintreu und bei mir wird der Augeninnendruck ohne Zusatzzahlung jedes halbe Jahr gemacht.
Diese sogenannten PISA Untersuchungen nerven extrem und hier zeigt sich der Unterschied in der Qualität eines Arztes für mich. Ein Beispiel ist mein HNO, bei dem ich immer noch bin. Seine Praxis ist sehr gut frequentiert, denn ich kenne ihn als kompetent und ich vertraue ihm. Er ist ein absoluter Verfechter was die Notwendigkeit der Ermittlung des PSA Wertes anbelangt. Hier wird die Ermittlung des PSA Wertes als sehr dringende Empfehlung in den Vordergrund gestellt. Als ich mich weigerte und vorbrachte, dass die Sinnhaftigkeit dieses Werte sehr gering eingeschätzt wird hatte er eine halbe Stunde Zeit um mit mir darüber zu diskutieren. Im Normalfall dauert meine jährliche Routineuntersuchung 10 Minuten.
Meine Kontakte mit Universitätsaugenkliniken bewegten sich auf durchaus diversen Wegen. Ich war Lehrobjekt in einem Saal vor einer großen Zahl von angehenden Ärzten, und das als Kind. Steril würde ich die Sache beschreiben, unpersönlich, empathielos. Ich wurde aber auch sehr gut beraten, als es um die Frage einer Korrektur OP für mein Implantat ging. Empathie habe ich in großem Umfang erfahren, als ich mit meiner Tochter wegen ihres ebenfalls angeborenen Grauen Stars vorstellig wurde und dabei mein Kindheitstrauma hervorbrach. Obwohl ich ja nicht der Patient war sah man meine damit im Zusammenhang stehende Problematik und ging darauf ein.
Als ich mir mal eine augenärztliche Zweitmeinung einholgen wollte, was noch gar nicht so lange zurück liegt, geschah dies über einen Arzt der einem MVZ angeschlossen war. Die haben meiner Meinung nach mit Beratung gar nichts am Hut sondern sind rein auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtete Praxen. Hier wirst du nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten behandelt. Da kannst du Fragen und Beratung ganz hinten anstellen.
Meine Hausärztin ist vom alten Stil. Sie berät ausführlich, nimmt sich auch viel Zeit. Das geht häufig zu Lasten von Termingenauigkeit. Das nehme ich aber gerne in Kauf. Ihr Partner in der Praxisgemeinschaft agiert da schon etwas mehr in Richtung betriebswirtschaftlichem Ergebnis.
Oliver, ich will Deine für mich sehr verallgemeinernde Aussage etwas relativieren, denn ich kenne einige andere Beispiele.
VG
Franz
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Hi Franz,

Eventuell können wir uns drauf einigen, das es sinnvoll ist das wir uns Ärzten zuwenden sollten, die uns auf Augenhöhe begegnen, die uns ernst nehmen, die nicht nur unsere Augen sehen sondern uns als gesamten Menschen?

Eventuell können wir uns drauf einigen, das es sinnvoll ist anderen hier Mut zu machen sich von Ärzten ab zu wenden, die das alles eben nicht tun?
Viele die hier mitlesen sind, wie ich auch am Anfang der Reise, sehr unsicher und überfordert und lassen sich dann einfach von solchen „schlechten Ärzten“ überrumpeln und kommen dann in Probleme.

Eventuell können wir uns darauf einigen, das es sinnvoll ist anderen zu Zeigen, das sie sich Zweitmeinungen einholen dürfen und können, damit sie als mündige Patienten eine für sich gute Entscheidung treffen können und sich nicht als Opfer der Entscheidung von Ärzten sehen?

Dann ist es auch egal ob wir zwei uns einig sind, ob oder nicht in der Ausbildung von Ärzten immer mehr auf solche Aspekte eingegangen wird oder, was schließlich eine Binsenweisheit ist, es natürlich auch früher schon Ärzte gab, die von sich aus auf Augenhöhe mit den Patienten gearbeitet haben und nicht von oben herab und über deren Köpfe hinweg Medizin betrieben.

Lg

Oliver
Franz
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Franz »

Oliver,
bedarf es einer Einigung zwischen uns?
Du hast eine Meinung, ich habe eine Meinung. Das ist doch ok. Wir befinden uns doch deswegen nicht im Streit. So sehe jedenfalls ich es. Auch wenn ich deine Ausführungen etwas sehr verallgemeinernd sehe.

Ich stimme Deinen Ausführungen im Großen und Ganzen zu. Natürlich sollte ein Arzt seinem Patienten auf Augenhöhe begegnen. Das gilt für jeden Arzt jeder Fachrichtung. Aber was heißt Augenhöhe? Jeder wird das für sich entscheiden, wie diesbezüglich sein Verhältnis zu dem ausgewählten Arzt ist.
Deine Schilderungen sind, aus meiner Sicht, sehr spezifisch persönlich. Inwieweit dies Mut macht oder zusätzlich verunsichert ist eine sehr persönliche Auslegung.

Ich habe nichts gegen das Einholen einer Zweitmeinung, insbesondere wenn es um eine so komplexe und komplizierte Entscheidung geht wie eine Enu. Gottseidank geht das Heute. Ob es weiterhilft steht dann wieder auf einem anderen Blatt, denn ich weiß ja nicht im Voraus wie das Ergebnis aussieht.
Die Entscheidung trifft immer der Patient und nicht der Arzt, es sei denn, ich komme als Notfall in die Klinik, bin nicht ansprechbar und es liegt keine Patientenverfügung vor.
War der Arzt der möglicherweise meine Enu verschuldet hat ein schlechter Arzt, oder waren es die Begleitumstände wie die nicht vorhandene Wahlmöglicheit einer Zweitmeinung bzw. das Vorschreiben der Krankenkasse in welche Klinik ich gehen musste, mit den damit verbundenen sozialen Umständen, oder ein Gemengelage aus Allem?
Zwischen Dir und mir liegt eine Generation Unterschied, nicht nur vom Alter, sondern auch von der medizinischen, technischen und sozialen Entwicklung. Ich kann nur sagen "Gottseidank ist es Heute so wie es Heute ist".

Ich weiß nicht, ob ich dein Verlangen nach Harmonie damit stütze. Ich vertrage auch Kritik und Disharmonie.
Lass Dich von mir nicht von Deinem Weg abbringen.
LG
Franz
Akanthamöbe
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Akanthamöbe »

Moin Leute, ich war beim neuen Augenarzt und habe gefragt, weil das Auge so eingefallen ist. Schon die Arzthelferinnen meinten bei der Untersuchung, man sehe nicht, welches Auge das Künstliche ist. Sie gucken halt nur auf das Auge und nicht auf die Ober- und Unterlider. Der Arzt hat auch gesagt, das Auge ist perfekt und der Sulkus falle nicht auf. Er würde mir raten, bei meinem Anliegen in die nächste große Stadt zu fahren, Hamburg.

Ich habe dann noch gefragt, ob er es kenne, wenn man mit einer Kanüle hinter das Implantat geht und auffüllt. Er kannte es nicht, hatte aber eine Infektionsgefahr angesprochen. Ich meine gelesen zu haben, dass in Köln die Augenklinik eng mit den Okularisten zusammenarbeitet (Oliver), dann sagte er, er würde bei sowas zu den besten Spezialisten fahren, weil es eben so selten ist. Ich überlege mal, ob ich was machen sollte, oder nicht. So ein ästhetischer Eingriff kann ja auch immer unbefriedigend sein. Was wäre z. B., wenn sich das Fett im Sulkus nicht gleichmäßig verteilt? Ich weiß auch nicht. Ich überlege noch.
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Hi Akanthamöbe,

Stimmt, das war ich. Hier mal der Link:

https://augenklinik.uk-koeln.de/zentrum ... prothetik/

Nach langem Suchen kann ich die Sprechstunde empfehlen. Die nehmen sich Zeit und klären über alle Möglichkeiten und Risiken auf.
Nur einmal als ich im Vorgeld dort war, war ein neuer Arzt anwesend, der mich schlecht beriet. In der nächsten Sprechstunde hatte ich Glück und der Cheff selber rückte alles wieder in ein gutes Licht und entschuldigte sich für seinen Arzt in Ausbildung, da dieser wohl noch kein Pflichtseminar zur Patientenkommunikation in Köln absolviert hatte und frisch aus Leipzig kam.. :-)

Kurz zur Info: Herr Rohkohl klärte mich auf, das nach meiner Enu Evtl. früher oder später ein Sulkus entstehen könne. Dieser sei mit Eigenfett leicht zu unzerspritzen. Eigenfett könne aber auch wieder abgebaut werden, vor allem bei schlanken Menschen, viel Sport und bei Diäten. Es könne aber wiederholt werden und der Körper würde dann früher oder später verstehen, das alles da bleiben soll. Und wer wie ich schon n kleines Bäuchlein hat, bei dem sei es unwahrscheinlich, das es bei Bedarf wiederholt werden müsse. Er sah das eher als kleinen Eingriff an. Oft gemacht hat er es auch wohl.

Aber mal sehr persönlich gesagt: ich hab deinen Sulkus auch nicht bemerkt! Evtl. hast du mal n Bild ohne Brille?

Abends habe ich aber auch einen, und der stört mich auch. Aber morgens ist er immer wieder weg. Aber bei mir ist das wohl eh viel zu früh etwas dazu zu sagen :-)

Ich hoffe noch, das sich mein Auge vielleicht doch noch mal bewegt? Wäre auch schön, wenn meine Augenlieder sich mit dem nächsten Auge etwas weiter schließen würden? Aber: im Moment bin ich so froh, das ich einfach keine Schmerzen mehr habe, das das gerad völlig in den Hintergrund gerückt ist.

Lg

Oliver
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Erste Erfahrungen mit bekannten und Freunden

Einigen meiner Mitarbeiter, die ich seit Jahren kenne, ist nicht mal aufgefallen das ich jetzt zwei braune Augen habe:-)
Erst als ich einen mal direkt gefragt habe erschrak er richtig, das ich ja tatsächlich völlig anders aussehe.

Andere, die wussten das ich mich habe operieren lassen, schauten verlegen und fragten nichts. Finde ich schwierig im Umgang.

Wieder andere, die wussten das ich mich hatte operieren lassen schauten recht unverblümt und wollten alles wissen. Da kann ich deutlich besser mit umgehen:-)

Hier und da fragte ich ob sie das alte oder das neue Auge besser fänden? Die Meinungen gehen weit auseinander. Das alte ist für manche chic und besonders und fehlt ihnen:-) Andere finden das neue braune besser, da völlig unauffällig. Einige finden das alte besser, weil es doch so schön mitbewegte und sie mit dem Glasauge irritiert sind und nicht wissen wohin sie schauen sollen, auch wenn sie wissen das ich links blind bin.

Zumindest auf der Straße werde ich nicht mehr angeglotzt und falle ich nicht mehr so auf.

Wie also weiter? Ich weiß es nicht genau aber das ist mir grad auch egal. Ich denke ich warte mal ab, ich habe ja viel mit Menschen zu tun die ich lange Zeit immer wieder sehe, da ich in der Lehre arbeite. Ich werde mal n paar Wochen einfach schauen wie Leute so reagieren, meine Erfahtungen sammeln und dann in ein paar Wochen einfach mal einige Leute fragen was sie sehen und darüber denken.

Bis dahin freu ich mich, das ich gerade in der Sonne an einer niederländischen Gracht im leichten Wind sitzen kann und nichts davon Schmerzen verursacht:-)

Meine Lebensqualität ist so viel besser als vorher. Alles andere ist da zweitrangig.

Ich werde weiter berichten

Lg

Oliver
Akanthamöbe
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Akanthamöbe »

Hi Oliver,

ich habe die Seite dieses neuen Zentrums aufgerufen, sie schreiben:

Zitat: "Im Laufe der Jahre entwickeln viele Augenprothesenträger ein sogenanntes Postenukleationssocketsyndrom (PESS) als Langzeitkomplikation. Das PESS ist ein Symptomenkomplex mit variabler Ausprägung, welcher unter anderem verschiedene Lidkonturveränderungen oder einen Enophthalmus (Ergänzung von mir: Implantat sinkt aus verschiedenen Ursachen der Augapfel in die Augenhöhle) zurückbeinhalten kann und so das optische Erscheinungsbild der Patienten negativ beeinflusst.

Unsere Wissenschaftler beschäftigen sich einerseits mit den Entstehungsmechanismen und dem klinischen Verlauf des PESS. Hierzu setzen wir auf moderne bildgebende Verfahren wie das 3D-Imaging. Zudem untersucht wir konservative Strategien zur Vermeidung des PESS. Ein weiteres Ziel ist die Weiterentwicklung plastisch-rekonstruktiver Methoden, um dieses multifaktorielle Syndrom optimal zu therapieren. Zitat Ende.

Ich habe dort eine E-Mail hingeschrieben, mal sehen, was sie antworten. Ich müsste dann auch dort übernachten, cool, ich war noch nie in Köln, nur einmal auf der Durchreise, weil ich mich mit dem Auto verfahren hatte.
Ich schicke dir mal ein Foto ohne Brille, es ist wirklich ziemlich eingesunken. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich wirklich etwas unternehmen soll und WAS möglich ist.
Lieben Gruß
Oliver
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Re: Tagebuch einer Enukleation

Beitrag von Oliver »

Dann mach doch mal n Ausflug und verbinde es mit etwas Kultur in Köln. Gibt viele Meseen, Theater, Philharmonie, Musicals und tolle Restaurants?

Du musst ja nix machen lassen. Du kannst höchstens Gewissheit bekommen. Und dann ist Ruhe im Kopf:-)

Lg

Olli
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